plantlady
Warum mich Garteln in eine neue Ü30-Krise stürzt.
Ihr kennt doch sicher diese Großaufnahmen von einzelnen Blüten, Serien-Bilder von Hochbeeten oder Schnappschüsse von neuen Trieben, die Mamas gerne ungefragt per Whatsapp verschicken und Omas gerne als WhatsApp Profilbild eingestellt haben. Tja die bekommt ihr jetzt von mir.
Ich schleppe wöchentlich Säcke voller Erde durch den 6. Bezirk, google welche Kräuter man am besten nebeneinandersetzt und ob ich Erdbeeren ohne Übertopf einsetzen kann. Besser gesagt rufe ich meine Mama an und google wenn die nicht abhebt.
Ich wollte eigentlich ein super professionelles How to Hochbeet schreiben, aber Tatsache ist, dass ich mich selbst nicht auskenne. Keine Ahnung, aus wie vielen Schichten ein perfektes Gemüsebeet besteht und ob der Topf groß genug ist für die Gurken (Feldgurken mit 25 cm Länge war vielleicht übermotiviert). Ich handle mich per Trial and Error durch dieses Frühlingshobby und habe einfach Spaß daran, jeden Tag die kleinen Veränderungen zu beobachten. Ich konnte schon 7 Cocktailtomaten zählen, die nur mehr rot werden müssen, bin überzeugt, dass die Erdbeeren dieses Jahr was werden und freu mich, dass das Basilikum für die Pasta ganz frisch ist.
Und während ich täglich auf meiner kleinen Balkon Oase sitze, dort ein Blatt weg zupfe, hier ein bisschen Wasser reinleere und die Tomatenranken auf dem umfunktionierten Bilderrahmen anbinde, muss ich über mich selbst lachen.
Wie uncool man eigentlich in kürzester Zeit werden kann. Wann ist der Absturz in die Spießigkeit endgültig? Ist es jetzt so weit, dass ich die crazy Plantlady bin, die samstags kurz vorm Einschlafen um 22 Uhr als letztes daran denkt, ob sie die Hortensien gegossen hat? Wie sehr Ü30 kann man bitte sein und wieso habe ich so ein Problem damit?
Ok, ganz so schlimm ist es noch nicht. Und selbst wenn - es werden wieder aufregendere Zeiten kommen. Gott sei Dank gibt es dann noch diese Abende, wo es mir passiert, dass ich mit den Mädels versehentlich an die 5 Flaschen Prosecco auf Balkonien leere, wir alles andere als super erwachsene Gespräche führen und ich den nächsten Tag leidend vor Netflix verbringe. Denn das Beste daran: Die Minze für die Drinks zupfen wir direkt aus dem Beet neben uns und der Prosecco kostet über 5 Euro.