eine liebeserklärung an meine hündin
Meine Mogli,
Oder soll ich lieber Lämmchen, Wölkchen, Zimtschneckchen oder Griesnockerl schreiben? So nenne ich meine Hündin nämlich meistens, obwohl ich eigentlich Kosenamen ganz furchtbar finde. Denk mal an die schrecklichsten Kosenamen, die du kennst, Mogli hat sie ganz bestimmt alle schon gehört. Haha.
Auf den Tag genau ist es heute ein ganzes Jahr her, dass mir Mogli nicht mehr von der Seite weicht. Und ich meine es ganz genau so. Seit einem Jahr war ich nicht mehr auf der Toilette, ohne dass mir ein weißes Fellknäuel dabei zuschaut. Ein Jahr lang hab ich nicht mehr gegessen, ohne dass ein weißes Fellknäuel jeden Bissen vom Teller zum Mund verfolgt. Ein Jahr lang war ich nicht mehr duschen, ohne dass ein weißes Fellknäuel auf der Badematte liegt und mich mit großen Augen anstarrt. Die Liste ließe sich ewig fortsetzen.
Ich werde es nie vergessen, wie unsicher und schüchtern Mogli am Anfang war. Wie schreckhaft, sie ist bei jedem kleinsten Geräusch zusammengezuckt ist, tut es manchmal noch heute. Sie konnte überhaupt nicht an der Leine gehen, hatte Angst vor Hunden und vor Menschen sowieso. Und jetzt liegt eine selbstbewusste, kluge Hündin neben mir, die meine Gefühle oft früher einordnen kann, als ich selbst.
Ich möchte kein unrealistisches Bild vermitteln. Es war schwer und es ist oft immer noch schwer. Einen Welpen zu adoptieren ist bestimmt kein Zuckerschlecken, das muss einem bewusst sein. Sie hat unzählige Sachen zerbissen, unser teures Sofa, viele Leintücher, Geschirrtücher und Socken, anfangs stündlich in die Wohnung gemacht, einen Airpod geschluckt. Manchmal bin ich mir vorgekommen, als würde ich den ganzen Tag nichts anderes machen als Gassi gehen, putzen und waschen.
Einmal ist sie davongelaufen, mitten in Wien, wir haben sie über vier Stunden lang gesucht. Es waren die schrecklichsten Stunden meines Lebens. Und dann stand sie ganz plötzlich vor unserer Wohnungstür, so als wäre nie etwas gewesen.
Aber das alles ist vergessen, sobald sie mich mit ihren bernsteinfarbenen Augen ansieht und ihre gepunkteten Ohren nach hinten legt. Sie bringt mich so oft am Tag zum Lachen und ist das einzige Lebewesen, das mir noch nie zu viel geworden ist. Wenn ich weinend im Bett liege und nicht aufstehen will, weil mir wieder mal alles zu viel wird, bedeckt sie mich mit all ihren Spielsachen. Und dann weiß ich: Es wird alles wieder gut.
Vielleicht ist ein Hund der beste Ersatz für eine Beziehung. Oder weniger ein Ersatz sondern viel mehr das, was ich so lange gesucht habe. Happy Adoptionsjahrestag Mogli! Ich hab dich so lieb und werde immer für dich da sein. Du bist mein Superstar im ganzen Universum und mein achtes Weltwunder sowieso.