warum ich vision boards hasse
.. und mir jetzt trotzdem eines machen werde
Dezember ist die Zeit des Reflektierens, das Jahr geht zu Ende und die zielstrebigen, strukturierten Menschen haken die letzten Punkte auf der 2021-Goals-Liste ab. Wie mir gesagt wurde schafft man nämlich alles, solange man nur ein Vision Board hat und seine Ziele somit visualisiert. Ich frage mich, ob etwas dran ist oder ob prinzipiell nur Menschen Vision Bords anfertigen, die ihre Ziele sowieso erreicht hätten. So oder so strengt mich dieser Selbstoptimierungswahn an.
Ich bin mir nicht sicher, ob es am Mond liegt, am Lockdown, an den super kurzen Tagen beziehungsweise der ständigen Dunkelheit, am Zyklus oder einfach an allem zusammen, aber der Dezember war bisher für mich nicht so toll. Abseits der soeben genannten Faktoren (die eh genug sind) gibt es dafür keinen spezifischen Grund. Ich komme aber immer mehr drauf, dass es wohl einfach auch am Jahresende liegt. Seit ich mich erinnern kann (und es in meinen Tagebüchern schwarz auf weiß finde) ist das nicht meine liebste Zeit des Jahres. Ich bin melancholisch, leicht unzufrieden, nachdenklich und unmotiviert. Und da ich ja versuche ein reflektierter Mensch zu sein und diese Dinge hinterfrage, kam mir die Idee, genau in dieser Zeit selbst so ein Vision Board anzufertigen, nach dem Motto „hüft‘s ned, schod‘s ned“. Allerdings fällt es mir wirklich schwer konkrete Ziele für das neue Jahr zu formulieren. Warum?
Ganz einfach aus dem Grund, weil ich Angst habe, sie nicht zu erreichen, mir zu viel vorzunehmen und dann noch enttäuschter zu sein, weil ich es nicht geschafft habe. Wie erstellt man ein Vision Board ohne sich selbst unter Druck zu setzen? Oder ist ein bisschen Sich-selbst-in-den-Arsch-treten einfach notwendig? Auf einem dieser Pinterest Bilder mit motivational quotes, das ich vor circa 10 Jahren als Facebook Titelbild eingestellt hatte, stand: If your dreams don’t scare you, they aren’t big enough. Wo ist dieser Mut und diese Inspiration jetzt? Von Omikron verschluckt? Es wäre leider zu einfach, das nur auf Corona zu schieben. Ich mache das gerade mit zu vielen Dingen.
Nächste Challenge, die beim Vision Board Entstehungsprozess auftaucht: Wie soll ich bitte wissen, was ich will? I am a Libra. Dafür braucht es wohl noch ganz viele Palo Santo Ausräucher-Rituale, um das alte Jahr gehen zu lassen, tägliche Rauhnächte Meditation für einen guten Start ins neue, viel Wintersonne und den ein oder andere tipsy Deeptalk über die Frage was wirklich wichtig ist im Leben. Aber ich finde das klingt eh nach einem Plan. Und vielleicht habe ich auch gerade schon mein erstes Ziel definiert: Get your priorities in order & know what you want. Klingt nach einer Lebensaufgabe aber I am on it.
PS: Noch zwei Mal schlafen, dann werden die Tage wieder länger.